Ob Gärten, Friedhöfe oder Parkanlagen: Diese Flächen sind immer auch wertvolles Habitat für Tiere und Lebensraum für eine Vielzahl heimischer Pflanzenarten. Sie bieten ganzjährig Nahrung und Schutzraum für Insekten, Vögel und Kleintiere. Wenn wir also darauf achten, etwa bei Bienen beliebte Honigpflanzen bei der Gestaltung zu integrieren, wird unser Garten nicht nur lebendiger, sondern wir tragen damit auch zur Erhaltung der biologischen Vielfalt bei. Diesen Gedanken greift das Projekt „Biodiversität auf kirchlichen Friedhöfen“ vom Haus kirchlicher Dienste der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers auf. Rund 850 kirchliche Friedhöfe befinden sich in deren Trägerschaft.
Neues Konzept für den Friedhof
Seit 2017 werden auf bislang neun Friedhöfen Flächen zur Förderung der Biodiversität umgestaltet. „Je weniger heimische Pflanzen in der Landschaft zu sehen sind, umso wichtiger werden diese für gärtnerisch gepflegte Flächen, auch aus der Perspektive von Insekten, die sie zum Überleben brauchen“, sagt Gabi Gust. Die Referentin für
Umweltschutz im Haus kirchlicher Dienste der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers lädt regelmäßig zu Veranstaltungen zum Thema biologische Vielfalt ein.
Bildungsurlaub für Interessierte
Als Nächstes ist ein Bildungsurlaub geplant, der unter Einhaltung der geltenden Corona-Bedingungen vom 12. bis zum 16. Juli in der Heimvolkshochschule Hustedt in der Lüneburger Heide stattfinden soll. Erfahrene Referentinnen und Referenten zeigen den Teilnehmenden, worauf es bei der Biodiversität ankommt. Stauden-, Insekten- und Vogelexperten und -expertinnen vermitteln Wissen rund ums Thema Artenvielfalt und geben praktische Tipps zur Umsetzung und Gestaltung. Anmeldungen nimmt Gabi Gust bis zum 2. Juni 2021 unter Telefon (0511) 1241594 entgegen.
Sommer auf dem Friedhof und im Garten
Wer im Sommer die Natur erleben will, kann auf dem Friedhof wie im eigenen Garten einiges dafür tun, um Bienen, Schmetterlingen, Vögeln und anderen Tieren Lebensraum zu bieten. Heimische Pflanzen wie Vogelbeere oder Wilder Wein dienen etwa als Nahrungsquelle; Blumenwiesen, Trockenmauern und Totholzhaufen ermöglichen die Ansiedlung von Igeln, Käfern und Libellen. Ein guter Gastgeber für Vögel wird, wer beispielsweise mit Dornen und Stacheln bewehrte heimische Sträucher wie Brombeere, Hundsrose, Schlehe, Berberitze und Weißdorn pflanzt. Vogelarten wie die Mönchsgrasmücke, die Schwanzmeise und die Heckenbraunelle finden in der Wildfruchthecke geschützten Unterschlupf und Nahrung zugleich.
Eine „wilde Ecke“, in der auch Brennnesseln sprießen dürfen, lockt Raupen, Falter und Nashornkäfer an, die wiederum Vögeln als Nahrung dienen. Unverputzte Mauern werfen Schatten, können aber auch die Wärme der Sonne speichern und sind deshalb ein wahres Paradies für Eidechsen. In den Spalten und Verstecken fühlen sich die kleinen Reptilien wohl – und auch ihre bevorzugte Nahrung: Spinnen und Insekten.
Neue Wünsche für Bestattungen
Mit Projekten wie „Biodiversität auf kirchlichen Friedhöfen“ reagiert die Landeskirche auch auf veränderte Anforderungen an und Wünsche für eine Bestattung. Die Nachfrage nach Beisetzungen in naturnaher Umgebung sowie Feuerbestattungen steigt. Damit sinkt der Flächenbedarf auf Friedhöfen. Es braucht neue Konzepte für diese Orte. Ökologische Aufwertung und ökonomische Zukunftsfähigkeit gehen dabei Hand in Hand. Die naturnahe Umgestaltung von Wegen und Flächen senkt den Aufwand zur Unterhaltung der Anlagen und steigert die Attraktivität von Friedhöfen. Das kommt allen zugute: Pflanzen, Tieren und natürlich Besucherinnen und Besuchern.
von Tanja Piepho
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