14. April 2021

Für mehr Artenvielfalt:
Mut zur „Unordnung“ in Gärten und auf Friedhöfen

Friedhöfe sind Orte der Trauer, können aber gleichzeitig Oasen des Lebens sein – so lauteten die Ausgangsgedanken des Arbeitsfeldes Umwelt- und Klimaschutz im Haus kirchlicher Dienste. Die Referenten und Referentinnen der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannover begleiten niedersächsische Kirchengemeinden dabei, Friedhöfe so umzugestalten, dass standortangepasste Biotope entstehen und diese so dem Insektensterben und dem Artenverlust entgegenwirken.

Kleine Maßnahmen auf dem Weg zu mehr Biodiversität

Dabei geht es den Umwelt- und Klimaschützenden schon um kleine, leicht umsetzbare Maßnahmen. Beispielsweise: die Natur einfach mal ihr Ding machen lassen. Nirgendwo geht das besser als auf Friedhöfen, aber auch im eigenen Garten. Denn ohne akkurat geschnittenes Grün, glatt polierte Flächen und Unkrautvernichter kann sich der Boden erholen und es können Räume für unterschiedliche Arten entstehen.

Immer mehr Kirchengemeinden holen sich mittlerweile Expertise aus dem Haus kirchlicher Dienste, weiß Gabi Gust, Referentin für Umwelt- und Klimaschutz vom Haus kirchlicher Dienste der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers. Sie rücken die biologische Vielfalt zwischen den Gräbern ins Blickfeld, fördern Flächen mit ökologischem Potenzial, um der Natur eine Chance zu geben. Ein gutes Beispiel liefert ein Friedhof auf Borkum: Die Christus-Kirchengemeinde hat eine neue Urnengemeinschaftsanlage errichtet, in der die Urnen sinnbildlich „inmitten der Wogen“ einer blühenden Anlage beigesetzt werden. Das Urnenfeld ist nicht nur eine Oase für Pflanzen und Tiere, es erfreut auch das menschliche Auge bis weit in den Herbst hinein.

Informationen zu Veranstaltungen im Haus kirchlicher Dienste zum Thema „Biodiversität auf Friedhöfen“ gibt es für Interessierte unter www.kirchliche-dienste.de.

Fotocredit: Astrid Lahmann
Auf dem Friedhof in Müden setzen Ehrenamtliche Heide in die Erde. Das Heidekraut blüht, wenn andere Pflanzen ihre Blüte schon verloren haben und beschert Hummeln, Schmetterlingen und anderen Insekten ein verlängertes Nahrungsangebot.

Herbstlaub: Heimat vieler Kleinstlebewesen

Im Herbst ist nicht nur auf Friedhöfen, sondern auch in Gärten „Unordnung“ gefragt. Denn nur unter vertrocknetem Laub der Bäume findet ein natürlicher Kreislauf statt. Zwischen den Blättern leben Kleinstlebewesen wie Käfer, Asseln, Schnecken und Tausendfüßler, die ebenso wie Pilze und Bakterien für die Zersetzung der Blätter sorgen. Aus dem Kot der Tiere entsteht Humus, der wiederum reich an Mineralstoffen ist – und der Bäume, Sträucher und Stauden mit Nährstoffen versorgt.

Fotocredit: Siiri Eggers
Auf dem Friedhof in Meinerdingen im Heidekreis könnte die Bepflanzung des Urnengrabfeldes kaum ursprünglicher sein: Heidepflanzen bewahren den historischen Charakter des Landstrichs, eine Steinmauer bietet Eidechsen und Insekten Unterschlupf.

Pflanzenreste und Wildfrüchte: Ein Büfett für Vögel

Es gilt also: Ein naturnaher Garten muss keinesfalls perfekt aufgeräumt sein. Im Herbst darf die Natur im eigenen Rhythmus walten, denn stehen gelassene Pflanzenstängel und verblühte Wildblumen bieten auch im Winter Nahrung für Vögel und Unterschlupf für Insekten. Einjährige Pflanzen versamen sich – und mit ein bisschen Glück sprießt im Frühling neues Grün. Besonders wertvoll für die Tierwelt sind Wildfruchtsträucher wie Hundsrose, Berberitze und Eberesche. Sie tragen auch in der kalten Jahreszeit Beeren und laden Vögel zum Büfett ein.

von Tanja Piepho

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