„Ich liebe die Aufbruchstimmung“
Diakonin Frauke Laging, St.?Nicolaikirchengemeinde und Kreisjugenddienst Diepholz
Klage:
Leere Fußgängerzone, leeres Gemeindehaus, leerer Konfi-Raum?– überall Leere: keine Gruppen, keine Gemeinschaft, kein Händeschütteln, kein Schubsen, Lachen, Schiefsingen, Albernsein, Mit-Kleber-Rumschmieren, Durch-das-ganze-Haus-Schreien. Das Gemeindehaus ist ein Lost Place geworden?– das bedrückt mich.
Ermutigung:
Ich liebe die Aufbruchstimmung, die nicht mehr von einem „Das haben wir noch nie gemacht“ gestoppt werden kann. Mobile Gottesdienste, Liebesbriefe schreiben, kreative Videokonferenzen, Onlineangebote und Instagram?– so viele Möglichkeiten, so viele begeisterte Rückmeldungen und der Spaß, etwas auszuprobieren, was für uns alle neu ist.
Fotocredit: privat
Frauke Laging ist Diakonin in der St.?Nicolaikirchengemeinde in Diepholz und freut sich auf neue Möglichkeiten des Zusammenkommens.
Fotocredit: privat
Anka Knechtel ist Künstlerin und lebt in Bückeburg.
„Jede Krise bietet die Chance auf Erneuerung“
Künstlerin Anka Knechtel, Bückeburg
Klage:
Ich klage um die Menschen, die nicht nur allein, sondern auch einsam und verzweifelt sind, um Menschen, die ihre Liebsten verloren haben. Ich klage um die vertane Chance, den Stellenwert des Konsums, des Wachstums, der ökologischen Probleme und des Klimawandels neu zu bewerten und neu zu handeln. Jetzt könnte Umdenken gelingen.
Ermutigung:
Neben all der Bitterkeit bietet jede Krise die Chance auf Erneuerung. Neuordnung des Lebens im erzwungenen Reset des Gewohnten. Zeit für Kontemplation, einen Work–out der Seele. Was ist mir wichtig? Wofür bin ich dankbar? Was ist Ballast und Last? Kreative Kraft mit Blick auf das Jetzt und das Danach?– und das mich berührende Bewusstsein der Endlichkeit.
„Ein Aufruf der Evangelischen Kirche hat uns zusammengeführt“
Roland Freitag, Hagenburg
Klage:
Es nervt die Kritik der „Besserwisserinnen und Besserwisser“ aus allen Ecken der Gesellschaft. Es ist zu sehen, wie sich medizinisch und politisch Verantwortliche bemühen. Die Pandemie ist Neuland?– Verschwörungstheoretikerinnen und -theoretiker stören den Prozess. In manchen Gemeinden sollte Kontaktverbot nicht mit Handlungsverbot verwechselt werden.
Ermutigung:
Der EKD-Aufruf zum Balkonsingen hat uns zusammengeführt: Eine ansehnliche Gruppe von Nachbarn trifft sich auch noch nach einem Jahr –?bei Abstands- und Hygieneregeln?– zum gemeinsamen Musizieren, unterstützt von drei Instrumentalisten im Alter von acht bis 77?Jahren: Karin (Saxofon), Noah (Gitarre) und Roland (Saxofon).
Fotocredit: privat
Roland Freitag aus Hagenburg musiziert seit einem Jahr mit einer Gruppe von Nachbarn.
Fotocredit: privat
Lehrer Marvin Weigel schöpft Kraft aus seinem Glauben. Dieser gebe ihm den Mut, nach vorn zu schauen.
„Ein Bibelvers gibt mir Kraft und den Glauben, dass es weitergeht“
Marvin Weigel, Lehrer für Englisch und Geschichte am Evangelischen Gymnasium Nordhorn
Klage:
Abstand halten, Hände waschen, Maske tragen?– so geht das mittlerweile schon ein Jahr, ohne dass ein Ende in Sicht ist. Am schlimmsten ist die Distanz. Die Distanz zur eigenen Familie, zu Freundinnen und Freunden und Mitmenschen. Es fehlt an Nähe und Beisammensein. Ungewissheit und Sorgen nagen an der eigenen Zuversicht. Früher Selbstverständliches ist jetzt die Ausnahme, und eine Perspektive für die Zukunft ist nur mit Mühe erkennbar.
Ermutigung:
Es gibt einen Bibelvers, der mir vor Augen ruft, dass es weitergeht, dass ich nicht aufgeben muss. Gott gibt denen Kraft und Zuversicht, die an ihn glauben?– diese Botschaft hilft mir auch in Zeiten der Pandemie.
„Aber die auf den Herrn harren, kriegen neue Kraft, dass sie auffahren mit Flügeln wie Adler, dass sie laufen und nicht matt werden, dass sie wandeln und nicht müde werden.“ (Jesaja 40,31)
„Der Gedanke eines mich behütenden Engels schenkt mir Mut“
Luzie Richter, Schülerin des zwölften Jahrgangs an einem Gymnasium in Leer (Ostfriesland) und engagiertes Kirchengemeindemitglied
Klage:
Die Schule fehlt mir, die Gesellschaft fehlt mir. Ich vergesse so langsam, wer ich bin, und ich vergesse, wie sich gute Gesellschaft anfühlt. Jeder Morgen ist so elendig gleich. Ich möchte wieder mit Freundinnen und Freunden für das Klima streiken gehen und nicht vor meinem PC vor einem dunklen Fenster sitzen müssen.
Ermutigung:
Mich ermutigt ein Bibelvers: „Denn er hat seinen Engeln befohlen, dass sie dich behüten auf allen deinen Wegen.“ (Psalm 91,11) Der Gedanke eines mich behütenden oder über mich wachenden Engels schenkt mir sehr viel Hoffnung und Mut.
Fotocredit: privat
Luzie Richter lässt sich nicht entmutigen von der Pandemie. Der Glaube an Engel macht sie stark.
Fotocredit: privat
Björn Herzfeldt hat in der Pandemie neue Wege gefunden, Mitmenschen zu begegnen.
„Wir treffen uns jeden Tag zum Morgengebet?– per Videokonferenz“
Björn Herzfeldt, ehrenamtlicher Mitarbeiter im Leitungsteam des Klosterprojekts für junge Erwachsene im Kloster Bursfelde
Klage:
Mir fehlt das persönliche Treffen mit meinen „Geschwistern“ aus dem Klosterprojekt Bursfelde, das gemeinsame Singen und Beten.
Ermutigung:
Wir treffen uns jetzt jeden Tag zum Morgengebet in einer Videokonferenz, sonntagabends auch zum Abendgebet. So sehe ich die anderen regelmäßiger, als das in Präsenz gewesen wäre.
„Das Ziel ist in Sicht. Freuen wir uns auf das, was kommt“
Tobias Frick, Fotograf und Berufsschullehrer aus Bad Zwischenahn und Mitglied der Synode der Evangelisch-lutherischen Kirche in Oldenburg
Klage:
Lockdown: Vor einem Jahr hatte es ja auch Vorteile. Die Familie rückte näher zusammen, mehr Familienzeit. Doch nach einem Jahr nervt es doch gewaltig, wenn drei Endgeräte zu wenig sind bei Homeschooling und -office, wenn alle zu Hause sitzen, weil Fußball immer noch nicht geht, wenn es immer das Gleiche zu essen gibt und Selbst zu kochen doch nicht so viel Spaß macht. Es reicht!
Ermutigung:
Bei aller Belastung und Verdrossenheit: Das Ziel ist in Sicht. Die Pandemie ist ein Marathonlauf, kein Sprint. Und sie wird ganz sicher enden. Welch ein Glück, dass in so kurzer Zeit Impfstoffe entwickelt werden konnten! Bei aller Kritik, bei allem Frust: Freuen wir uns auf Konzerte, auf Geburtstagsfeiern, auf den nächsten Urlaub. Dann werden wir die nächsten Monate auch noch gut überstehen.
Fotocredit: privat
Tobias Frick sieht hoffnungsvoll nach vorn. Er vergleicht Corona mit einem Marathonlauf, an dessen Ende das Ziel in Sicht kommt.
Artikel teilen: